Die Frage, die sich wohl jede/r Anleger*in schonmal gestellt hat: Soll ich alles verkaufen, wenn die Kurse runtergehen? Das Ziel wäre dann, das Kurstief zu umgehen und bei steigenden Kursen wieder einzusteigen. Dieses Vorgehen wird „Market-Timing“ genannt. Damit ist das kurz- und mittelfristige Prognostizieren von Kursbewegungen gemeint. Dadurch soll der perfekte Zeitpunkt für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren gefunden werden. Klingt recht plausibel, oder? Problem: Das gelingt selbst den erfahrensten Börsenprofis nur selten.

Selbst Profis verbrennen sich die Finger

Durch vorhersagen von Markttrends und das rechtzeitige Reagieren können Anleger*innen also theoretisch Verluste begrenzen, wenn sich der Markt nach unten bewegt. Klar, das ist ein zentraler Vorteil des Market-Timings. Diese Strategie erfordert allerdings ein tiefes Verständnis für Marktindikatoren und -signale. Die Finanzmärkte sind von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, darunter wirtschaftliche Indikatoren, politische Ereignisse und globale Krisen, die jederzeit auftreten können und daher schwer vorhersehbar sind. Diese Komplexität macht es daher nahezu unmöglich, den Markt konsequent und erfolgreich zu timen.

Tatsächlich zeigen Studienergebnisse aus dem Jahr 2020 (SPIVA U.S. Scorcard – Quelle), dass es nur etwa 17 Prozent der aktiv gemanagten Fonds in den USA schaffen, über einen Zeitraum von 10 Jahren hinweg bessere Renditen zu erwirtschaften als der jeweilige Vergleichsindex – in diesem Fall der S&P Composite 1500, der als Maßstab für den gesamten US-Aktienmarkt gilt – selbst, der Kursbewegungen unterliegt. Im 20-Jahres-Vergleich sogar nur noch 14 Prozent.

Nimm die besten Tage mit

Einmal ausgestiegen ist einer der größten Nachteile des Market-Timings das Risiko, wichtige Marktgewinne zu verpassen. Aus der Erfahrung zeigt sich nämlich, dass die Märkte bedeutende Teile ihrer langfristigen Gewinne innerhalb kurzer, intensiver Perioden erzielen und hier schon einzelne Tage einen großen Einfluss haben können.

Die Abbildung unten zeigt ein Beispiel: Wenn du mit einem Starkapital von 50.000 € über 20 Jahre (vom 31.12.2003 bis 31.12.2023) in den MSCI World Index investiert warst, aber die 5 besten Tage verpasst hast, entging dir eine Rendite von ca. 2 Prozentpunkten pro Jahr. Das klingt erstmal nach nicht so viel, macht aber über den Anlagezeitraum hinweg einen Unterschied von ca. 80.000 Euro aus.

Geduld ist ein muss bei der Geldanlage

Market Timing klingt verlockend, aber die Realität lehrt uns, dass es in der Regel sehr schwer ist vorherzusagen, welche Entwicklungen die Märkte tatsächlich einschlagen. Besser als den Markt zu timen ist es daher den Fokus auf langfristige Anlagestrategien zu legen, die sich auf eine breit gestreute Geldanlage stützen, um hier Risiken durch die Streuung zu reduzieren. Denn wichtig beim Investieren zu verstehen ist, dass es weniger um das Timing des Marktes geht, sondern vielmehr darum Zeit im Markt zu verbringen und die Renditechancen wahrzunehmen.

Die Geldanlage in Fonds ist mit Risiken verbunden, die zu einem Verlust deines eingesetzten Kapitals führen können. Historische Werte oder Prognosen geben keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Bitte mach dich deshalb mit unseren Risikohinweisen vertraut.