1. Was ist Tagesgeld und wie hängt es mit der Zinsentwicklung zusammen?
Tagesgeldkonten gelten als sichere und flexible Möglichkeit, Geld kurzfristig zu parken. Im Gegensatz zu Festgeld sind die Einlagen täglich verfügbar, was besonders für einen Notgroschen attraktiv ist. Die Verzinsung ist variabel und hängt stark von den Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. Steigen die Leitzinsen, profitieren auch Sparer*innen von besseren Konditionen. Sinken sie, werden Tagesgeldkonten unattraktiver.
Die drei Leitzinsen der EZB und ihre Bedeutung:
- Einlagezins: Banken erhalten diesen Zinssatz für überschüssige Gelder, die sie bei der EZB parken. Er ist maßgeblich für Tagesgeldkonten, da Banken sich daran orientieren, wenn sie Zinsen an ihre Kund*innen weitergeben.
- Hauptrefinanzierungssatz: Dies ist der Zinssatz, zu dem sich Banken Geld von der EZB leihen können. Er beeinflusst die allgemeinen Finanzierungsbedingungen und hat eine übergeordnete Steuerungsfunktion für die Geldpolitik.
- Spitzenrefinanzierungssatz: Er bestimmt, zu welchem Zinssatz Banken kurzfristig Liquidität von der EZB erhalten, falls sie über Nacht zusätzliches Geld benötigen.
2. Die aktuelle Zinssituation: Wohin geht der Trend?
Seit der letzten Zinsanhebung im Jahr 2023 hat sich das wirtschaftliche Umfeld verändert. Um die Wirtschaft zu stabilisieren, hat die EZB zuletzt den Leitzins erneut gesenkt. Der für Sparer*innen relevante Einlagezins liegt nun bei 2,75 % – deutlich niedriger als in den vergangenen Monaten.
Die Auswirkungen auf Tagesgeldkonten sind spürbar: Viele Banken passen ihre Konditionen nach unten an, sodass attraktive Zinssätze allmählich verschwinden. Und es wird erwartet, dass die EZB weitere Lockerungen im Jahresverlauf vornimmt. Das bedeutet für Sparer*innen, dass sie sich gut überlegen sollten, ob Tagesgeld noch die richtige Wahl ist oder ob andere Anlageformen sinnvoller sind.
3. Vorteile von Tagesgeld – Wann kann es sich noch lohnen?
Trotz sinkender Zinsen bietet Tagesgeld einige Vorteile:
✅ Sicherheit: Im Gegensatz zu riskanteren Anlagen sind Tagesgeldeinlagen durch die gesetzliche Einlagensicherung bis zu 100.000 € pro Person und Bank abgesichert. Dadurch bleibt das Ersparte auch bei einer Bankenpleite geschützt.
✅ Flexibilität: Tagesgeld ist jederzeit verfügbar, sodass es sich gut für einen Notgroschen eignet. Wer plötzliche Ausgaben decken muss, kann schnell auf das Geld zugreifen.
✅ Planbarkeit: Auch wenn die Zinsen schwanken, bietet Tagesgeld eine kalkulierbare und risikoarme Möglichkeit, Geld kurzfristig zu parken.
Allerdings gibt es auch einige Schattenseiten, die Anleger*innen beachten sollten.
4. Die Schattenseite: Warum Tagesgeld zunehmend unattraktiv wird
Sinkende Zinsen sind nicht die einzige Herausforderung für Tagesgeld-Sparer*innen. Es gibt weitere Nachteile, die berücksichtigt werden sollten:
❌ Beträge über 100.000 € nicht abgesichert: Wer höhere Summen auf einem Tagesgeldkonto hält, sollte wissen, dass die gesetzliche Einlagensicherung nur bis zu dieser Grenze greift. Bei einer Bankenkrise könnte ein Teil des Geldes verloren gehen.
❌ Inflation frisst die Rendite auf: Selbst wenn Tagesgeldzinsen bei 2-3 % liegen, ist die Inflationsrate oft auch in diesem Bereich oder sogar höher. Das bedeutet, dass die reale Kaufkraft des Geldes über die Zeit teilweise auch nur gleich bleibt oder sogar sinkt.
❌ Alternativen bieten bessere Renditechancen: Langfristig orientierte Anleger*innen sollten überlegen, ob sie mit überschüssigem Geld andere Anlageformen – wie z.B. ETFs – mit besseren Renditechancen nutzen können.
5. Alternativen zu Tagesgeld bei sinkenden Zinsen
Sinken die Zinsen, kann sich ein Blick auf Alternativen zu Tagesgeld lohnen, die attraktivere Renditechancen bieten:
- Festgeld: Beim Festgeld legst du Geld für einen fest vereinbarten Zeitraum an. Im Gegenzug erhältst du von deiner Bank einen fixen Zinssatz, der sich während der Laufzeit des Festgelds auch nicht verändert. Wer sich für eine feste Laufzeit entscheidet, kann meist höhere Zinssätze als beim Tagesgeld erhalten. Allerdings ist das Geld während der Laufzeit nicht verfügbar.
- ETFs: So genannte Exchange Traded Funds (kurz ETFs) eignen sich für langfristige Anleger*innen, die höhere Renditechancen anstreben und bereit sind, Marktschwankungen in Kauf zu nehmen. ETFs ermöglichen es dir, mit einem Wertpapier kostengünstig in ganze Märkte zu investieren. Beispielsweise streust du mit einem MSCI World Aktien-ETF dein Investment auf rund 1.600 Unternehmen aus aller Welt. Neben Aktien kannst du mit ETFs auch in viele andere Anlageklassen investieren.
- Geldmarktanlagen: Geldmarktfonds investieren am sogenannten Geldmarkt und sind verhältnismäßig risikoarm. Gleichzeitig versprechen sie meist eine Rendite etwas oberhalb der Zinsen für Tagesgeld. Am Geldmarkt können sich Banken, Unternehmen oder Staaten kurzfristig Geld beschaffen oder überschüssiges Geld kurzfristig anlegen. Dazu geben sich die Akteure gegenseitig Kredite mit einer sehr kurzen Laufzeit, für die dann Zinsen anfallen. Die Zinshöhe orientiert sich dabei eng an dem aktuellen Leitzins der EZB und stellt die Rendite einer Geldmarktanlage dar. Ein Geldmarktfonds ermöglicht es dir ebenfalls auf dem Geldmarkt dabei zu sein und dort auch kurzfristig überschüssiges Geld zu parken, für das du entsprechende Zinsen bzw. Rendite erhältst.
- Mischstrategien: Eine Kombination aus Tagesgeld für kurzfristige Rücklagen und Anlagen mit höheren Renditechancen kann eine sinnvolle Lösung sein. So bleibt ein Teil des Geldes sicher und flexibel verfügbar, während ein anderer Teil langfristig die Renditechancen am Kapitalmarkt nutzt.
6. Fazit: Für wen lohnt sich Tagesgeld noch?
Ob sich Tagesgeld trotz sinkender Zinsen weiterhin lohnt, hängt stark von den individuellen finanziellen Zielen und Bedürfnissen ab. Grundsätzlich bleibt Tagesgeld eine sinnvolle Option für kurzfristige Liquidität, insbesondere für einen Notgroschen oder als Puffer für unerwartete Ausgaben. Die gesetzliche Einlagensicherung bis zu 100.000 € pro Bank und Person macht es zudem zu einer sicheren Wahl.
Für wen ist Tagesgeld weiterhin eine gute Wahl?
- Sparer*innen mit einem Sicherheitsfokus: Wer sein Geld sicher und flexibel verfügbar halten möchte, profitiert von der Einlagensicherung und der jederzeitigen Verfügbarkeit.
- Kurzfristige Anleger*innen: Wer in den kommenden Monaten größere Anschaffungen plant oder für unerwartete Kosten vorsorgen möchte, ist mit Tagesgeld gut aufgestellt.
- Kombinationsanleger*innen: Wer eine Mischstrategie verfolgt, kann einen Teil seines Geldes in Tagesgeld parken, während der andere Teil renditeorientiert investiert wird.
Wann lohnt sich eine Alternative?
Für mittelfristige oder langfristige Anlageziele bieten sich Alternativen mit besseren Renditechancen an:
- Festgeld: Für sicherheitsbewusste Anleger*innen mit planbaren Sparzielen kann Festgeld mit fester Laufzeit eine höhere Verzinsung als Tagesgeld bieten.
- Geldmarktanlagen: Wer eine etwas höhere Rendite als mit Tagesgeld erzielen möchte, kann über den Geldmarkt investieren, beispielsweise durch kurzfristige Anleihen oder Geldmarktfonds.
- ETFs: Langfristig orientierte Anleger*innen können mit breit gestreuten Aktien-ETFs von Marktentwicklungen profitieren und haben dadurch höhere Renditechancen.
Die Zinsentwicklung als entscheidender Faktor
Da die EZB ihre Geldpolitik je nach wirtschaftlicher Lage anpasst, bleibt die Entwicklung der Tagesgeldzinsen unsicher. Derzeit geht man aber von weiteren Zinssenkungen im Jahresverlauf aus. Wer flexibel bleibt und den Verlauf der Zinsentwicklungen regelmäßig überprüft, kann jederzeit auf bessere Optionen umsteigen. Eine bewusste Kombination aus Liquidität, Sicherheit und Renditechancen sorgt für eine ausgewogene Anlagestrategie.
Fazit: Tagesgeld bleibt aktuell eine sinnvolle Wahl für kurzfristige Liquidität, verliert aber bei mittel- bzw. langfristigen Sparzielen an Attraktivität. Wer sein Geld effizient anlegen möchte, sollte eine individuelle Strategie entwickeln und sich über chancenreichere Alternativen informieren.
Die Geldanlage in Fonds ist mit Risiken verbunden, die zu einem Verlust deines eingesetzten Kapitals führen können. Historische Werte oder Prognosen geben keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Bitte mach dich deshalb mit unseren Risikohinweisen vertraut.