Kursschwankungen können uns ganz schön nervös machen. Die gehören beim Investieren am Kapitalmarkt und insbesondere am Aktienmarkt aber einfach dazu. Gerade während langer Anlagezeiträume kommen sie immer wieder vor. So hat der MSCI World Index seit 1971 sechs mal schwere Einbrüche von mehr als 20 Prozent durchlaufen, die auch als Bärenmarkt bezeichnet werden: 1. Ölkrise 1973, Schwarzer Montag 1987, 2. Golfkrieg 1990, Dotcom-Blase/11. September/3. Golfkrieg zwischen 2000 und 2003, Finanz-Krise 2008 und Corona-Krise 2020.
Aber egal, wie stark die Kurse eingebrochen sind – über einen langen Investitionszeitraum hinweg konnten die Verluste in der Vergangenheit immer wieder ausgeglichen werden. Klar, das heißt natürlich nicht, dass das in Zukunft auch immer so sein wird. Aber am Beispiel MSCI World sieht man, dass vorschnelles Handeln am Kapitalmarkt auch zu Entscheidungen führen kann, die man im Nachhinein unter Umständen bereut – besonders mit einer langfristigen Anlagestrategie. So erholte sich der Index in der Corona-Krise innerhalb von nur sechs Monaten wieder und legte seitdem kräftig zu. Wer hier kalte Füße bekommen hat, ausgestiegen ist und verpasst hat frühzeitig wieder zu investieren, der hat wertvolle Renditechancen liegen lassen.
Besonders Anleger*innen mit langfristigen Anlagestrategien sollten sich von Kursschwankungen also nicht verunsichern lassen. Wer in den vergangenen Jahrzehnten in einem beliebigen 15 Jahres-Zeitraum in den MSCI World investiert war, hat keine Verluste gemacht – unabhängig vom Einstiegszeitpunkt. Je nach Einstiegszeitpunkt, fielen die Renditen allerdings sehr unterschiedlich aus. Im besten Fall waren (gemessen ab 1971) +20,3 Prozent Rendite pro Jahr drin, im schlechtesten +1,5 Prozent. Die Differenzen nehmen hierbei zu, je kürzer die Anlagedauer ist.
Warum uns Verluste doppelt weh tun
Der Vermögensaufbau am Kapitalmarkt scheint mit einer guten Anlagestrategie, rationalem Handeln und einem langfristigen Fokus also ziemlich chancenreich. Wo also ist das Problem?
Börsenentscheidungen treffen Anleger*innen häufig aus dem Bauch heraus, geleitet von Emotionen. In Aufwärtsphasen denken viele, sie wägen rational Kosten und Nutzen einer Investitionsentscheidung ab. Geht der Trend abwärts, bleibt davon oftmals aber nicht viel übrig und Emotionen führen oft zu irrationalen Entscheidungen. Die Ursache liegt darin, wie wir Verluste wahrnehmen bzw. wie diese auf uns einwirken. Ein Erklärungsansatz hierfür liefert die sogenannte Verlustaversion, die Teil der nobelpreisgekrönten Prospect Theory von Daniel Kahnemann und Amos Tversky ist.
Nach der Verlustaversion nimmt die Zufriedenheit einer Person (natürlich) mit steigendem Gewinn zu – allerdings nicht linear, das heißt, die Zunahme der Zufriedenheit flacht mit steigenden Gewinn langsam ab. Spannend ist jetzt aber die Wahrnehmung bei Verlusten: Bei Verlusten des gleichen Betrags ist die Unzufriedenheit deutlich stärker ausgeprägt. Das heißt: Verluste gewichten wir in der Regel also stärker als Gewinne des gleichen Betrags. Die Abbildung unten macht das deutlich:
Anleger*innen handeln unter Risiko daher oft irrational. Sie neigen dazu, sich von (zwischenzeitlichen) Verlusten zu leicht verunsichern zu lassen.
Zur generell höheren Gewichtung von Verlusten gesellt sich die Überschätzung geringer Risiken. Anleger*innen trennen sich häufig vorschnell von einer vergleichsweise risikoarmen Geldanlage, da sie die Wahrscheinlichkeit eines sehr großen Verlustes deutlich überschätzen. Du kannst dir dieses Verhalten wie eine Versicherung vorstellen: Einige Menschen schließen bspw. eine Versicherung vor Naturkatastrophen ab, obwohl ihr Wohnort gar kein erhöhtes Risiko für derartige Schäden aufweist. Es geht einzig um das positive Gefühl, sich von einer vermeintlich drohenden Gefahr freigekauft zu haben.
Im Anlagekontext bedeutet der Freikauf von geringen Risiken häufig die Realisierung von temporären Kursverlusten. In Krisensituationen kommt das besonders stark zum Vorschein. Viele möchten ihre Schäfchen möglichst schnell ins Trockene bringen und verzichten freiwillig auf langfristige Renditechancen, die ihre kurzfristigen Kursverluste womöglich ausgleichen könnten.
Kühlen Kopf bewahren und nicht vorschnell handeln
Du siehst: Ein vorschneller Verkauf der eigenen Geldanlage kann unter Umständen dazu führen, dass man langfristige Renditechancen ungenutzt lässt. Mach dir daher bewusst, dass Rückschläge beim Investieren am Kapitalmarkt dazugehören und ganz normal sind. Für dieses Verlustrisiko wirst du mit entsprechenden Renditechancen belohnt. Als Robo-Advisor sorgen wir bei VisualVest dafür, dass deine Geldanlage so aufgestellt ist, dass sie Krisen bestmöglich übersteht und sich so schnell wie möglich von Schwankungen erholen kann.
Die Geldanlage in Fonds ist mit Risiken verbunden, die zu einem Verlust deines eingesetzten Kapitals führen können. Historische Werte oder Prognosen geben keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Bitte mach dich deshalb mit unseren Risikohinweisen vertraut.