1. Wie geht´s dir, wenn du gerade in dein Depot schaust?

Wollt ihr eine ehrliche Antwort haben? (lacht) Wenn ich mir das Depotvolumen anschaue, sah das alles schon mal deutlich besser aus. Die meisten werden erwarten, dass ich nun auch unruhig werde, aber Kursverluste sind für mich grundsätzlich nichts Neues. Das gehört zum Investieren einfach dazu, es geht nicht immer nur bergauf, es scheint nicht immer nur die Sonne. Das wäre dann ja auch zu einfach.

Und wenn ich meine Wertzuwächse aus dem letzten Jahr berücksichtige, bin ich trotz des deutlichen Kursrückgangs in diesem Jahr noch immer im Plus. Wichtig ist, in solchen Phasen nicht die Nerven zu verlieren, nicht in Panik zu verfallen, sondern ruhig und besonnen die Lage zu analysieren.

2. Welche Krisen hast du schon mitgemacht und was hast du daraus gelernt?

Glücklicherweise (lacht) habe ich in meinem Leben schon viele Börsenrückschläge erlebt. Ich kann mich noch sehr gut an 1987 erinnern, ich war erst 26 Jahre alt, hatte gerade mein Trainee Programm im Wertpapierbereich begonnen als der amerikanische Aktienmarkt am schwarzen Montag, das heißt an einem einzigen Tag, um über 22% an Wert verloren hat. Damals dauerte es 15 Monate bis der Aktienmarkt wieder sein Kursniveau von vor dem Crash erreichte. Dann natürlich das Platzen der .Com Blase Anfang 2000 und am schlimmsten in Erinnerung ist mir die Finanzmarktkrise 2008 geblieben. Übrigens stand der amerikanische Aktienindex Dow Jones 1987, vor dem schwarzen Montag, bei 2247 Punkten. Heute steht er bei 21000 Punkten. Das heißt, er hat sich trotz all dieser Krisen vom Indexniveau verzehnfacht und da sind die Dividenden, die gezahlt wurden, noch gar nicht enthalten.

Kurzum: Meine Börsenerfahrungen haben mir gezeigt, dass sich nach einem Börsengewitter langfristig immer wieder die Sonne durchgesetzt hat. Den größten Fehler, den die meistern Privatanleger in der Vergangenheit begangen haben, war nach einem Börsencrash resigniert zu verkaufen und dann bei dem nächsten Aufschwung nicht mehr dabei zu sein.

Genau deswegen werde ich bei Kursrückgängen überhaupt nicht hektisch, ganz im Gegenteil, ich werde dann eher ruhig und entspannt. Danach überlege ich mir wann ich mein Depot weiter aufstocken soll. Das geht natürlich nur, wenn man auf diesen Teil des Geldes nicht kurzfristig angewiesen ist, sondern auf langfristigen Vermögensaufbau setzt.

3. Die Medien überschlagen sich gerade mit Negativ-Prognosen. Wie schlimm ist es aus deiner Sicht?

Ehrlich gesagt, habe ich eine derartige Situation, eine Pandemie mit solch gravierenden und weitreichenden Konsequenzen, die jeden einzelnen Menschen betreffen, noch nicht erlebt. Viele sprechen ja nicht zu Unrecht von der größten Nachkriegs Herausforderung für Mensch und Wirtschaft. Denn eins ist jetzt schon klar: Die hohe Ansteckungsgefahr in Verbindung mit der vergleichsweise hohen Sterblichkeitsrate hinterlässt deutliche Spuren im persönlichen Umfeld eines jeden Menschen und das weltweit. Und auch für die Wirtschaft ist jetzt schon klar: Um eine gravierende Rezession in diesem Jahr werden wir nicht herumkommen, dazu sind die Auswirkungen des aktuellen Stillstands schon zu groß.

4. Wie war das bei vergangenen Krisen?

Die Krisen, die ich bisher mitgemacht habe, sind damit nicht vergleichbar. Beim Platzen der Internetblase Anfang 2000 hatte man beispielsweise komplett die Bodenhaftung für eine realistische Einschätzung der Gewinnsituation der Unternehmen verloren. Der Börsencrash war also eine Reaktion auf die viel zu euphorischen Gewinnaussichten, insbesondere der Internetunternehmen. Als sich die Gewinne nicht wie erwartet einstellten, hat die Börse das entsprechend mit deutlichen Kursrückgängen abgestraft.

Die Finanzmarktkrise 2008 hingegen wurde durch einen heiß gelaufenen Immobilienmarkt in den USA in Verbindung mit einer zu lockeren Kreditvergabe für jedermann ausgelöst. Die Abstrahleffekte ergaben sich dann dadurch, dass diese „schlechten“ Kredite verpackt in komplexen Finanzprodukten global weiterverkauft wurden. Die Investoren vertrauten dem Qualitätssiegel der Rating Agenturen. Und als dann die Kredite durch nicht mehr steigende Immobilienpreise nicht mehr bedient werden konnten, stürzte das Kartenhaus zusammen.

5. Warum ist diese Krise anders, als die zuvor?


Die Krisen, die ich gerade beschrieben habe, hatten ihren Ausgangspunkt im Finanzmarkt und nicht in der Realwirtschaft. Der Finanzmarkt hat dann auf die Realwirtschaft abgestrahlt. Und dieses Mal ist es genau umgekehrt. Das Corona-Virus lähmt die Realwirtschaft und das hat negative Abstrahleffekte auf das Finanzsystem.

Konkret: Unternehmen haben durch den erzwungenen Produktionsstillstand temporär keine Einnahmen und können entsprechend Löhne und Kredite nicht mehr bezahlen. Die Folge sind Kreditausfälle, die dann wiederum die Banken als Kreditgeber belasten.

6. Gibt es positive Beispiele aus der Vergangenheit, wie Anleger profitiert haben, die genau jetzt investieren?

An den Kapitalmärkten und den Börsen wird die Zukunft und nicht die Gegenwart gehandelt. Das heißt, sollten sowohl die unterstützenden Maßnahmen der Staaten und Notenbanken in Verbindung mit nicht weiter steigenden Infektionszahlen die gewünschte Wirkung zeigen, werden die Börsen die dann wieder verbesserte Zukunft honorieren. Sparplankunden nutzen in diesem Fall das jetzt reduzierte Kursniveau zu günstigeren Einstiegspreisen, als das noch zu Jahresanfang der Fall gewesen ist. Wer also einen langen Atem besitzt und nicht kurzfristig auf das Geld angewiesen ist, dem bietet sich jetzt ein vergleichsweiser guter Einstiegszeitpunkt. Die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt, dass gerade in gefühlt unsicheren Zeiten die größten Chancen liegen können.

Wir danken Max für die spannenden Eindrücke und dass er sich die Zeit für dieses Interview genommen hat.

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