EIN BLICK IN DEN KOALITIONSVERTRAG

…zeigt zunächst zwar keine revolutionären Ansätze, dürfte die Aussichten für die Kapitalmärkte und Anleger jedoch zuversichtlich stimmen: Die wirtschafts- und finanzpolitische Ausrichtung der neuen Bundesregierung ist mit Blick in die Zukunft nach vorn gerichtet und setzt auf eine Förderung des Wachstumspotenzials in Deutschland. Private und staatliche Investitionen in Digitalisierung, Klimaschutz, Bildung und Forschung sowie Infrastruktur sollen konsequent vorangetrieben werden. Ebenso wird die Modernisierung des Staates und Transformation zu einer klimafreundlichen Wirtschaft verfolgt. Doch welche Vorhaben betreffen Anleger direkt?

ERHÖHUNG DES SPARERPAUSCHBETRAGS

Neues gibt’s beim Sparerpauschbetrag. Dieser Freibetrag bei der Einkommensteuer, der Kapitaleinkünfte bis zu einer bestimmten Höhe steuerfrei stellt, liegt für Alleinstehende derzeit noch bei 801 Euro, für Ehepaare bei 1.602 Euro pro Jahr. Die Höhe des Sparerpauschbetrags hat sich seit der Einführung am 01. Januar 2009 nicht verändert und soll 2023 auf 1.000 Euro angehoben werden – für Ehepaare entsprechend auf 2.000 Euro. Eine Erhöhung des Freibetrags ist zu begrüßen, jedoch durchaus überfällig: Im Zeitraum von 2009 bis 2023 betrachtet, entspricht die Anpassung einer jährlichen Erhöhung von 1,6 Prozent, was lediglich ein Ausgleich für die Inflation im genannten Zeitraum darstellt.

KAPITALDECKUNG DER GESETZLICHEN RENTENVERSICHERUNG

Um Rentenkürzungen und eine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters zu vermeiden, soll die Rentenversicherung zukünftig um einen kapitalgedeckten Anteil erweitert werden, also quasi eine Art „Aktienrente“. Diese teilweise Kapitaldeckung soll in Form eines dauerhaften Fonds von einer unabhängigen öffentlich-rechtlichen Institution verwaltet und global angelegt werden. Für Deutschland eine absolute Premiere und in diesem Jahr soll’s auch schon losgehen: In einem ersten Schritt erhält die Rentenversicherung 10 Milliarden Euro an Haushaltsmitteln. Woher fortlaufend Mittel für diese Art der Aktienrente kommen sollen, ist bisher jedoch noch unklar. Was allerdings klar ist: Der Anfangsbestand von 10 Milliarden Euro klingt zwar nach viel, entspricht jedoch gerade einmal drei Prozent der jährlichen deutschen Rentenzahlungen. Und im internationalen Vergleich: Der Wert des größten Staatsfonds der Welt, der Pensionsfonds Norwegens, liegt aktuell bei ca. 1,2 Billionen Euro.

ANPASSUNG DER BETRIEBLICHEN ALTERSVORSORGE

Neben der gesetzlichen Rente soll darüber hinaus auch die betriebliche Altersvorsorge erweitert und gestärkt werden. Plan ist es, dass Arbeitnehmer die Möglichkeit erhalten, in Anlageklassen mit höheren Renditen zu investieren. Was hier noch recht vage klingt, ist im Gesamtbild jedoch durchaus positiv zu bewerten. Denn gemeinsam mit den geplanten Reformen des Sparerpauschbetrags und der gesetzlichen Rente werden die drei zentralen Säulen des Alterssicherungssystems – die private, betriebliche und gesetzliche Altersvorsorge – kapitalmarktrelevant adressiert.

KURZÜBERBLICK WEITERER VORHABEN:

- Verlängerung der Mietpreisbremse bis 2029

- Forderung einer gemeinsamen europäischen Aufsicht für den Kryptobereich

- Anhebung der linearen Abschreibung für den Neubau von Wohnungen auf 3 Prozent

- Aktivierung von privatem Kapital insbesondere für Klima- und Digitalisierungstransformationen

- Attraktivere Gestaltung von Mitarbeiterkapitalbeteiligungen in Start-ups

Parallel zu den Vorhaben der Ampel-Koalition sind bereits einige Änderungen im Bereich Steuern und Energiekosten in Kraft getreten oder sollen im Laufe des Jahres folgen. Einige Punkte im Schnelldurchlauf:

STEUERLICHE ÄNDERUNGEN 2022: GRUNDFREIBETRAG, CORONA-BONUS, HOMEOFFICE-PAUSCHALE

Der Grundfreibetrag in der Einkommenssteuer ist mit Beginn des neuen Jahres wieder leicht gestiegen. Die ersten 9.984 Euro, die ein Steuerpflichtiger im Jahr 2022 verdient, sind somit steuerfrei. Das sind 240 Euro mehr als im Vorjahr. Bei zusammen veranlagten Paaren liegt der Steuerfreibetrag doppelt so hoch bei 19.968 Euro.

Corona-Sonderzahlungen sind noch bis einschließlich 31.03.2022 möglich. Bis zu diesem Zeitpunkt können Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Sonderleistungen in Höhe von 1.500 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei zahlen. Voraussetzung hierfür ist, dass der Bonus zusätzlich zum Arbeitslohn gezahlt wird.

Außerdem verlängert die Ampel-Koalition die Homeoffice-Pauschale bis zum 31.12.2022. Diese beträgt 5 Euro pro Homeoffice-Tag, ist jedoch auf 600 Euro pro Jahr bzw. 120 Tage gedeckelt. Die Pauschale können Arbeitnehmer in ihrer Steuererklärung zusätzlich als Werbungskosten ansetzen. Was zunächst gut klingt, birgt jedoch nicht für jeden Betroffenen einen Nutzen, denn das Finanzamt gewährt per se eine Werbungskostenpauschale von 1.000 Euro. Profitieren kann man also nur, wenn die eigenen Werbungskosten über diesem Betrag liegen.

ENERGIEKOSTEN 2022: ERHÖHUNG CO2-PREIS, REDUZIERUNG EEG-UMLAGE

Die Energiekosten werden in diesem Jahr voraussichtlich weiter steigen, was sich besonders auf den zunehmenden CO2-Preis zurückführen lässt. Dieser wird für Emissionen fossiler Brennstoffe erhoben und bis 2025 schrittweise auf 55 Euro pro Tonne CO2 angehoben. Verbraucher spüren dies insbesondere im Bereich Verkehr, wie z.B. bei Spritpreisen und Flugtickets, sowie Heizkosten. Mit Jahresbeginn wurde der CO2-Preis von 25 auf 30 Euro pro Tonne CO2 erhöht, was insgesamt ca. 9 Cent pro Liter an der Tankstelle ausmacht und knapp 2 Cent mehr als im Vorjahr ist.

Positiv für Verbraucher ist dagegen eine Änderung der EEG-Umlage. Diese wurde mit Jahresbeginn von 6,5 ct/kWh auf 3,723 ct/kWh reduziert. Die EEG-Umlage muss jeder Stromkunde zahlen und dient der Finanzierung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Ab 2023 plant die Ampel-Koalition die Finanzierung über den Strompreis zu beenden und durch den Haushalt abzudecken.

Die Geldanlage in Fonds ist mit Risiken verbunden, die zu einem Verlust deines eingesetzten Kapitals führen können. Historische Werte oder Prognosen geben keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Bitte mach dich deshalb mit unseren Risikohinweisen vertraut.